Discussion:
Ueberschwemmung in U-Bahn-System
(zu alt für eine Antwort)
Martin Klaiber
2021-07-21 07:07:32 UTC
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Hallo,

ich hoffe, hier liest noch jemand mit... :-)

Nach der Lektüre eines Artikels im Tagesspiegel über Überschwemmungen
in chinesischen U-Bahn-Tunneln, frage ich mich, ob das auch in Berlin
denkbar wäre. Hier der relevante Ausschnitt:

Die Fluten überschwemmten auch die U-Bahn, wo Hunderte Menschen
zeitweise in Zügen und auch in Tunneln eingeschlossen waren, wie
Staatsmedien und Augenzeugen in sozialen Medien berichteten. Das
Wasser stand ihnen teils bis zu den Schultern. Laut örtlichen
Medienberichten mussten Rettungskräfte das Dach des Zuges
aufschneiden, um die Menschen in Sicherheit bringen zu können.

Aus:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/massive-ueberschwemmungen-in-zhengzhou-schwere-regenfaelle-sorgen-fuer-chaos-in-chinesischer-metropole/27439620.html

Was passiert, wenn wir in Berlin so extreme Regenfälle haben? Laufen
dann alle U-Bahn-Tunnel voll? Oder kann das Wasser irgendwie abfließen?
Vermutlich nicht, weil die Tunnel ja teilweise im Grundwasser stehen,
wenn ich mich richtig erinnere. Abpumpen wird auch nicht einfach sein,
es fließt ja gleich wieder in den Tunnel, außer man pumpt es weit weg.

Weiß jemand Genaueres?

Danke und Gruß
Martin
Wolfram Jahn
2021-07-26 21:33:36 UTC
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Post by Martin Klaiber
Weiß jemand Genaueres?
Über die 'normalen' Tunnel weiß ich nichts besonderes.

Aber für das Stück der U9, die zwischen ZOO und Hansaplast den
Landwehrkanal unterquert, weiß ich, dass vor und hinter dem Kanal
Schotte eingebaut sind, die bei einem Wassereinbruch zufahren und dabei
oberhalb des Gleiskörpers bleiben.

Die vorhandenen Pumpen auf den trockenen Seiten der Schotte sind
leistungsfähig genug, alles abzupumpen, was unter den Schotten durchströmt.

Die Information ist schon älter - mein Onkel war zur Bauzeit der U9 bei
der Feuerwehr und hat mir das berichtet, was er sich kurz vor der
Eröffnung der U9 bei einer Begehung ansehen und erklären lassen durfte;
damals war ich ca. 6 Jahre alt.

w
Knut Ochdorf
2021-08-09 13:40:48 UTC
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Post by Wolfram Jahn
Post by Martin Klaiber
Weiß jemand Genaueres?
Über die 'normalen' Tunnel weiß ich nichts besonderes.
Aber für das Stück der U9, die zwischen ZOO und Hansaplast den
Landwehrkanal unterquert, weiß ich, dass vor und hinter dem Kanal
Schotte eingebaut sind, die bei einem Wassereinbruch zufahren und dabei
oberhalb des Gleiskörpers bleiben.
Die vorhandenen Pumpen auf den trockenen Seiten der Schotte sind
leistungsfähig genug, alles abzupumpen, was unter den Schotten durchströmt.
Die Information ist schon älter - mein Onkel war zur Bauzeit der U9 bei
der Feuerwehr und hat mir das berichtet, was er sich kurz vor der
Eröffnung der U9 bei einer Begehung ansehen und erklären lassen durfte;
damals war ich ca. 6 Jahre alt.
Diese Schotten, der Fachbegriff ist Wehrtore, gibt es immer vor und nach
der Unterfahrung von größeren Flüssen. Das war hier aber nicht gefragt.

Durch Starkregen laufen nur wenige Stationen voll. Das liegt an der
Gestaltung der Zugangsbauwerke, die so etwas verhindern. Gefährdet sind
bei der U-Bahn nur zwei Abschnitte: Die U9 zwischen Günzel- und
Spichernstraße und die U1/U3 von Wittenbergplatz Richtung
Nollendorfplatz wo sich in einer Senke Wasser ansammelt.
Wolfram Jahn
2021-08-10 08:17:53 UTC
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Post by Knut Ochdorf
Durch Starkregen laufen nur wenige Stationen voll. Das liegt an der
Gestaltung der Zugangsbauwerke, die so etwas verhindern. Gefährdet sind
bei der U-Bahn nur zwei Abschnitte: Die U9 zwischen Günzel- und
Spichernstraße und die U1/U3 von Wittenbergplatz Richtung
Nollendorfplatz wo sich in einer Senke Wasser ansammelt.
Der offene Teil der U3 von Krumme Lanke bis Podbielskiallee ist aus
welchen Grund nicht durch Starkregen gefährdet?

Oder zählst du den nicht zum U-Bahn-System, weil er nicht im Tunnel
verläuft?

Das Entkommen wäre ja wohl etwas leichter möglich als im Tunnel, wenn
man die Türen erst mal offen hat und böschungstauglich ist. Ich gehe mal
davon aus, dass bei einer Überschwemmung der Fahrstrom spätesten dann
automatisch abschaltet, wenn stromführende Metallteile im Wasser sind?

Und weißt du (oder jemand anders) vielleicht auch, wie im Vergleich die
Lage bei den im Tunnel verlaufenden S-Bahn und Bahnstrecken ist? Da
haben wir ja seit einiger Zeit mit den Tunneln unter dem Tiergarten sehr
tief liegende Bauwerke bekommen. Wo dort viel Wasser auf einmal
hineinlaufen könnte wäre an den Tunneleinfahrten; gibt es da auch
Wehrtore oder Schotten, oder sind die auch so gestaltet, dass das Wasser
anderswohin ablaufen kann?
--
Off Topic:

Wenn ich mal anfange darüber nachzudenken merke ich erst, wieviel ich
eigentlich nicht weiß über meine Geburtsstadt.

w
Knut Ochdorf
2021-08-12 20:14:14 UTC
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Post by Wolfram Jahn
Der offene Teil der U3 von Krumme Lanke bis Podbielskiallee ist aus
welchen Grund nicht durch Starkregen gefährdet?
Genug Sickermöglichkeit.
Post by Wolfram Jahn
Oder zählst du den nicht zum U-Bahn-System, weil er nicht im Tunnel
verläuft?
Ich zähle alle Strecken, die mit U-Bahnfahrzeugen befahren werden. Egal
ob mit oder ohne Fahrgäste.
Post by Wolfram Jahn
Das Entkommen wäre ja wohl etwas leichter möglich als im Tunnel, wenn
man die Türen erst mal offen hat und böschungstauglich ist. Ich gehe mal
davon aus, dass bei einer Überschwemmung der Fahrstrom spätesten dann
automatisch abschaltet, wenn stromführende Metallteile im Wasser sind?
Der Fahrstrom wird schon abgestellt wenn das Wasser die
Schienenoberkante erreicht.
Wolfram Jahn
2021-08-13 07:45:40 UTC
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Post by Knut Ochdorf
Post by Wolfram Jahn
Der offene Teil der U3 von Krumme Lanke bis Podbielskiallee ist aus
welchen Grund nicht durch Starkregen gefährdet?
Genug Sickermöglichkeit.
Post by Wolfram Jahn
Oder zählst du den nicht zum U-Bahn-System, weil er nicht im Tunnel
verläuft?
Ich zähle alle Strecken, die mit U-Bahnfahrzeugen befahren werden. Egal
ob mit oder ohne Fahrgäste.
Post by Wolfram Jahn
Das Entkommen wäre ja wohl etwas leichter möglich als im Tunnel, wenn
man die Türen erst mal offen hat und böschungstauglich ist. Ich gehe
mal davon aus, dass bei einer Überschwemmung der Fahrstrom spätesten
dann automatisch abschaltet, wenn stromführende Metallteile im Wasser
sind?
Der Fahrstrom wird schon abgestellt wenn das Wasser die
Schienenoberkante erreicht.
Erstmal vielen Dank, aber ein Punkt scheint mir nach den kürzlichen
Ereignissen in West- und Süddeutschland vielleicht einer neuen Bewertung
zu bedürfen, und das ist genau die Sickermöglichkeit.

Es scheint derzeit zunehmend Extremwetterlagen zu geben, bei denen der
Starkregen stärker ist als wegen der früheren Erfahrungen berücksichtig.

Wird das hoffentlich von der zuständigen Stellen zumindest geprüft?

Ich weiß schon, dass die Situation in Berlin entspannter ist, weil es
keine von Harvestern plattgefahrenen ehemaligen Wälder in der Höhe gibt,
aber die allein von oben auf einmal fallenden Wassermassen sind
inzwischen schon spektakulär. Und wenn das mal auf hart durchgetrocknete
Böschungen trifft, kann es vielleicht schon knapp werden.

w
Knut Ochdorf
2021-08-14 16:47:46 UTC
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Post by Wolfram Jahn
Erstmal vielen Dank, aber ein Punkt scheint mir nach den kürzlichen
Ereignissen in West- und Süddeutschland vielleicht einer neuen Bewertung
zu bedürfen, und das ist genau die Sickermöglichkeit.
Da ist Berlin schon weiter. Auslöser war der Starkregen im Juni 2017 wo
an einem Tag 200 Liter pro qm fielen.
Post by Wolfram Jahn
Es scheint derzeit zunehmend Extremwetterlagen zu geben, bei denen der
Starkregen stärker ist als wegen der früheren Erfahrungen berücksichtig.
Berlin erarbeitet einen Überflutungskataster.
Post by Wolfram Jahn
Wird das hoffentlich von der zuständigen Stellen zumindest geprüft?
Man ist damit fast fertig.
Post by Wolfram Jahn
Ich weiß schon, dass die Situation in Berlin entspannter ist, weil es
keine von Harvestern plattgefahrenen ehemaligen Wälder in der Höhe gibt,
aber die allein von oben auf einmal fallenden Wassermassen sind
inzwischen schon spektakulär. Und wenn das mal auf hart durchgetrocknete
Böschungen trifft, kann es vielleicht schon knapp werden.
Danach sieht es nicht aus.

Knut
Ulf Kutzner
2021-08-21 09:12:54 UTC
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Post by Knut Ochdorf
Post by Wolfram Jahn
Erstmal vielen Dank, aber ein Punkt scheint mir nach den kürzlichen
Ereignissen in West- und Süddeutschland vielleicht einer neuen Bewertung
zu bedürfen, und das ist genau die Sickermöglichkeit.
Da ist Berlin schon weiter. Auslöser war der Starkregen im Juni 2017 wo
an einem Tag 200 Liter pro qm fielen.
Post by Wolfram Jahn
Es scheint derzeit zunehmend Extremwetterlagen zu geben, bei denen der
Starkregen stärker ist als wegen der früheren Erfahrungen berücksichtig.
Berlin erarbeitet einen Überflutungskataster.
Post by Wolfram Jahn
Wird das hoffentlich von der zuständigen Stellen zumindest geprüft?
Man ist damit fast fertig.
Post by Wolfram Jahn
Ich weiß schon, dass die Situation in Berlin entspannter ist, weil es
keine von Harvestern plattgefahrenen ehemaligen Wälder in der Höhe gibt,
aber die allein von oben auf einmal fallenden Wassermassen sind
inzwischen schon spektakulär. Und wenn das mal auf hart durchgetrocknete
Böschungen trifft, kann es vielleicht schon knapp werden.
Danach sieht es nicht aus.
Fand das Regenmaxinmum auch im Bereich jenes Einschnitts statt?

Und was passiert, wenn man es für jenen Einschnitt zumindest simuliert?

20 Zentimeter Wasser, wegen Ablaufs von den Böschungen verdreifacht,
sind kein Pappenstiel mehr.

Gruß, ULF

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