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Vorzeigen in Bussen
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Stefan Ram
2023-10-10 23:10:01 UTC
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Traditionell war es nach der Einführung der Einmannwagen ab
1965 so, daß Kunden vorne einsteigen und ihren Fahrausweis
vorzeigen mußten. Bei Doppeldeckerbussen mit zwei Treppen
war WIMRE die vordere für den Aufstieg und die hintere für
den Abstieg reserviert. Dann gab es folgende Änderungen:

1994 In Bussen darf jetzt auch hinten eingestiegen werden
2004 In Bussen darf wieder nur noch vorne eingestiegen werden

. Ich habe die offiziellen Regelungen nicht weiter verfolgt, aber
zirka 2020 wurde ein elektronische Verifizierungssystem eingeführt,
bei dem die Kunden ihre Fahrausweise an ein Gerät halten sollten.

Ich habe es nie erlebt, daß diese Pflicht durchgesetzt wurde.
De-Fakto ist es spätestens seit zirka 2020 wieder so, daß die
Kunden vorne und hinten in Busse steigen dürfen, ohne daß sie
etwas vorzeigen oder an ein Gerät halten.
Wolfram Jahn
2023-10-11 08:32:53 UTC
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Post by Stefan Ram
Traditionell war es nach der Einführung der Einmannwagen ab
1965 so, daß Kunden vorne einsteigen und ihren Fahrausweis
vorzeigen mußten. Bei Doppeldeckerbussen mit zwei Treppen
war WIMRE die vordere für den Aufstieg und die hintere für
1994 In Bussen darf jetzt auch hinten eingestiegen werden
2004 In Bussen darf wieder nur noch vorne eingestiegen werden
. Ich habe die offiziellen Regelungen nicht weiter verfolgt, aber
zirka 2020 wurde ein elektronische Verifizierungssystem eingeführt,
bei dem die Kunden ihre Fahrausweise an ein Gerät halten sollten.
Ich habe es nie erlebt, daß diese Pflicht durchgesetzt wurde.
De-Fakto ist es spätestens seit zirka 2020 wieder so, daß die
Kunden vorne und hinten in Busse steigen dürfen, ohne daß sie
etwas vorzeigen oder an ein Gerät halten.
Daß diese Pflicht durchgesetzt werden konnte scheiterte wohl vor allem
an der Standardantwort "aufsmaulalder?" der in Berlin oft schlagfertigen
Kundschaft.
--
w
Stefan Ram
2023-10-11 13:21:51 UTC
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Post by Wolfram Jahn
Daß diese Pflicht durchgesetzt werden konnte scheiterte wohl vor allem
an der Standardantwort "aufsmaulalder?" der in Berlin oft schlagfertigen
Kundschaft.
In den 70er Jahren waren es WIMRE noch die Busfahrer,
die sehr durchsetzungsstark waren. Außerdem fand ich auch,
daß damals Fahrgäste im Rentneralter Regelverletzungen
oft sehr selbstbewußt anprangerten.

1989/1990 geriet autoritäre Obrigkeit im Rahmen des Sturzes
der DDR-Behörden in Verruf. Es wurde vielleicht daher schon
weniger Wert auf die Durchsetzung einiger Regeln gelegt.

Dann hat sich seitdem auch die Bevölkerung verändert.
Başar Alabay
2023-10-11 19:01:50 UTC
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Post by Stefan Ram
Post by Wolfram Jahn
Daß diese Pflicht durchgesetzt werden konnte scheiterte wohl vor allem
an der Standardantwort "aufsmaulalder?" der in Berlin oft schlagfertigen
Kundschaft.
In den 70er Jahren waren es WIMRE noch die Busfahrer,
die sehr durchsetzungsstark waren. Außerdem fand ich auch,
daß damals Fahrgäste im Rentneralter Regelverletzungen
oft sehr selbstbewußt anprangerten.
Nee, in den 70ern gab es noch Schaffner, die (berühmten) Fahrer waren
dann ein Phänomen der 80er Jahre. In Westberlin.
Post by Stefan Ram
1989/1990 geriet autoritäre Obrigkeit im Rahmen des Sturzes
der DDR-Behörden in Verruf. Es wurde vielleicht daher schon
weniger Wert auf die Durchsetzung einiger Regeln gelegt.
Dann hat sich seitdem auch die Bevölkerung verändert.
Plus, daß es in vielen Städten Gang und Gäbe ist, daß überall
eingestiegen und nicht vorgezeigt wird, wenn es reiner Stadtverkehr ist.
Früher mußten Fahrer viel mehr machen – kontrollieren, Tickets
verkaufen, Haltestellen ansagen, Aufsmaulhauen ;-)

In Ostberlin gab es die Straßenbahn, in der man überall einstieg und
nach dem Setzen (manchmal?) die Monatskarte hochhielt. Interessante (und
vermutlich vergessene) Kultur des Kollektiven.

B. Alabay
Stefan Ram
2023-10-11 19:23:13 UTC
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Post by Başar Alabay
Nee, in den 70ern gab es noch Schaffner, die (berühmten) Fahrer waren
dann ein Phänomen der 80er Jahre. In Westberlin.
Der letzte Schaffner verschwand zwar erst 1981, aber davor waren,
beginnend 1965, viele Linien schon auf Einmannbetrieb umgestellt.
Post by Başar Alabay
In Ostberlin gab es die Straßenbahn, in der man überall einstieg und
nach dem Setzen (manchmal?) die Monatskarte hochhielt. Interessante (und
vermutlich vergessene) Kultur des Kollektiven.
Wir machten mit der Schule einen Ausflug nach Ostberlin. Dort fuhr
ich mit der Straßenbahn. Die Fahrt kostete WIMRE 20 oder 30 Pfennig,
die ich in einen Kasten war. Dafür gab es aber keinen Fahrschein.
Es wurde davon ausgegangen, daß man das Geld eben dort einwirft.

Ich glaube, daß ich es im 20. Jahrhundert auch einmal in München
gesehen habe, daß man sich dort eine Zeitung nehmen konnte, wenn
man das Geld dafür in einen Kasten einwarf.
wolfgang s
2023-10-12 16:44:36 UTC
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Post by Stefan Ram
Wir machten mit der Schule einen Ausflug nach Ostberlin. Dort fuhr
ich mit der Straßenbahn. Die Fahrt kostete WIMRE 20 oder 30 Pfennig,
die ich in einen Kasten war. Dafür gab es aber keinen Fahrschein.
Es wurde davon ausgegangen, daß man das Geld eben dort einwirft.
Der Kasten war die "Zahlbox", die halb verglast war so dass die
Mitfahrenden den Einwurf der letzten ~5 Fahrgäste sehen und deshalb
Betrugsversuche bemerken konnten. Das war das Prinzip. Man konnte 20
Pfg einwerfen, oder AFAIR einen unbenutzten Fahrschein der S-Bahn im
gleichen Wert.
--
Currently listening:


http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Başar Alabay
2023-10-13 04:55:20 UTC
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Post by wolfgang s
Post by Stefan Ram
Wir machten mit der Schule einen Ausflug nach Ostberlin. Dort fuhr
ich mit der Straßenbahn. Die Fahrt kostete WIMRE 20 oder 30 Pfennig,
die ich in einen Kasten war. Dafür gab es aber keinen Fahrschein.
Es wurde davon ausgegangen, daß man das Geld eben dort einwirft.
Der Kasten war die "Zahlbox", die halb verglast war so dass die
Mitfahrenden den Einwurf der letzten ~5 Fahrgäste sehen und deshalb
Betrugsversuche bemerken konnten. Das war das Prinzip. Man konnte 20
Pfg einwerfen, oder AFAIR einen unbenutzten Fahrschein der S-Bahn im
gleichen Wert.
Ich erinnere mich, daß es in den Ikarus-Bussen noch einen Hebel gab, mit
dem man ein Ticket ziehen konnte. Unabhängig vom Einwurf.

B. Alabay
Steffen Buhr
2024-01-04 15:13:32 UTC
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Post by Başar Alabay
Post by wolfgang s
Der Kasten war die "Zahlbox", die halb verglast war so dass die
Mitfahrenden den Einwurf der letzten ~5 Fahrgäste sehen und deshalb
Betrugsversuche bemerken konnten. Das war das Prinzip. Man konnte 20
Ich erinnere mich, daß es in den Ikarus-Bussen noch einen Hebel gab, mit
dem man ein Ticket ziehen konnte. Unabhängig vom Einwurf.
Das ist richtig. Mit dem Hebel kam eine Abreißmarke von der Rolle zum
Vorschein und dabei wurde auch das rote Rad eine Position weitergedreht, in
dem die Münzen der Vorgänger lagen. Die Dinger gab es so in den Straba und
den Bussen, ältere Modelle hatten das Sichtfenster vorne, gegen Ende gab es
dann noch welche, bei denen es rechts (wimre) an der Seite war.

Besten Gruß

Andreas M. Kirchwitz
2023-10-11 20:18:34 UTC
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Post by Stefan Ram
Ich habe die offiziellen Regelungen nicht weiter verfolgt, aber
zirka 2020 wurde ein elektronische Verifizierungssystem eingeführt,
bei dem die Kunden ihre Fahrausweise an ein Gerät halten sollten.
Inzwischen macht jeder, was er will, und sofern man nicht in der
Lichtschranke einer Tür steht, hält sich der Busfahrer ansonsten
aus allem raus.
Post by Stefan Ram
Ich habe es nie erlebt, daß diese Pflicht durchgesetzt wurde.
Doch, das habe ich erlebt, Busfahrer haben das in der ersten Zeit
tapfer kontrolliert, und wenn die kleine Lampe nicht grün wurde,
durfe man nicht mit. Zumindest haben sie's versucht...

Das ging aber nicht lange gut, weil die Erkennungsgeschwindigkeit
viel zu niedrig war und die Fehlerkennungsrate zugleich sehr hoch,
und damit waren die Fahrpläne noch weniger einhaltbar als bisher.
Post by Stefan Ram
De-Fakto ist es spätestens seit zirka 2020 wieder so, daß die
Kunden vorne und hinten in Busse steigen dürfen, ohne daß sie
etwas vorzeigen oder an ein Gerät halten.
Ob sie es dürfen oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle mehr,
weil es doch eh niemanden interessiert.

Blöd ist nur, wenn viele Leute aussteigen wollen und zugleich
viele Leute einsteigen. Die Logik sagt, dass es nichts bringt,
die Aussteigenden zu blockieren oder sogar frech reinzustürmen,
sondern man muss erst mal welche aussteigen lassen, damit es
drinnen überhaupt wieder freien Platz gibt. Kapiert keiner. :-(

Ich kann das Personal verstehen, dass sie sich mit ihrer
intelligenzarmen Kundschaft nicht unnötig anlegen wollen.
Und Fahrpläne sind sowieso längst Schall und Rauch, gerade
bei Bussen, die fahren einfach irgendwann, falls überhaupt,
und die Fake-Anzeiger sind rausgeschmissenes Geld.

Grüße, Andreas
wolfgang s
2023-10-12 16:48:47 UTC
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Post by Andreas M. Kirchwitz
Inzwischen macht jeder, was er will, und sofern man nicht in der
Lichtschranke einer Tür steht, hält sich der Busfahrer ansonsten
aus allem raus.
Wie der OP richtig schrieb, hat die Vorzeigen/Nichtvorzeigen-Regel über
die Jahre mehrmals gewechselt, und die "Corona-Ära" hat weitere
Iterationen gebracht wo es mal absolut verboten und kurz danach wieder
Pflicht war und dann wieder nicht. Ich hab komplett den Überblick
verloren was nun offiziell gilt, im Thread scheint es auch keiner zu
wissen. Meine heimatliche Buslinie wird abwechselnd von BVG- und
Brandenburger Bussen betrieben, die unterschiedliche Politik fahren
(Berliner lax, Brandenburger preußisch), was zusätzliche Inkonsistenz
schafft.
--
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