Post by .rhavinhttp://u3-tunnel.de/downloads/streckennetzu3.pdf
Was davon fällt unter "totaler Unsinn" und was unter "Sinnvoll aber Unbezahlbar"?
Spontan möchte man sagen: Alles zu ersterem.
Das sieht so aus, als hätte man den 200km-Plan der U-Bahn fleißig mit
eigenen Ideen erweitert, Devise: Alles unterhalb von U-Bahn ist kein
Verkehrsmittel - und auf alles eine S-Bahn gezimmert, was Gleise
hat, hatte oder mal haben sollte.
Da lohnt doch eher ein suchender Blick, was fehlt:
* Die Anbindung von BER. Der ist also auch im Jahr 2103 noch nicht in
Betrieb, Danke für diese Einsicht :->
* Blankenburg - Hohen Neuendorf hat nicht überlebt
* U-Bahn
- U7 nach SXF
- U2 zwischen Ruhleben und Rathaus Spandau
* S-Bahn
- Von Lichterfelde West nach Schönow, und gleich weiter nach Teltow.
- Hoppegarten - Altlandsberg
- Tegel - Märkisches Viertel - Friedrichsfelde
- Schönefeld - Schichauweg - Teltow
- Stresow - Paulsternstr. - Gartenfeld
Gut, bevor ich jetzt wirklich garstig werde, die altbekannte Weisheit:
SPNV ist teuer. Schon als (oberirdische) S-Bahn, als (unterirdische)
U-Bahn noch viel, viel mehr. Solange sie gut genutzt sind, ist das kein
Thema. Bei diesen Planungen aber zweifle ich, und kann so für die
wenigsten einen Sinn erkennen. Ansonsten, einiges wäre ziemlich teuer,
wirklich unbezahlbar ist nichts. Das Geld käme dann schon mit dem
Bedarf - wenn denn einer wäre,
S-Bahnen kilometerlang durch unbewohntes Gebiet fahren lassen mag in den
30ern noch rentabel gewesen sein, war Anfang der 60er auch nur noch
politisch motiviert - und heute sind für sowas Regionalbahnen mit
kleinerer aber dem Bedarf angepaßter Kapazität wirtschaftlicher, und bei
Oberleitung dank besserer Leistung auch schneller.
Bei U-Bahn drücken die Kosten ja noch stärker, als warnendes Beispiel
sei an die U8 nach Wittenau erinnert: Es kommen also bei Gegenden dieser
Besiedlungsdichte nicht genug Fahrgäste zusammen, um eine Bahn alle fünf
Minuten zu rechtfertigen.
Konkret: Im östlichen Innenstadtbereich frage ich mich, wo der Bedarf
herkommen soll: Auf dem nicht einmal drei Kilometer breiten Streifen
zwischen Stadtbahn und U1 gibt es nach der Fertigstellung der U5 schon
vier Verbindungen in Ost-West-Richtung. Die U3 wäre dann die fünfte. Zum
Nordring hin käme mit der U4 *noch* eine dazu - die dann wohl die
Straßenbahn auf Invaliden-/Torstraße/Landsberger Allee ablösen soll. Und
auch hier gibt es eine altbekannte Weisheit, die trotzdem immer noch
viel zu viele Leute leugnen: In der Praxis ist der Fahrzeitgewinn durch
so eine Umstellung klein. Zwischen den Stationen geht es zwar schneller,
aber dafür müssen Leute erst einmal dorthin kommen, aber deren Dichte
sinkt. Und noch einige Gründe mehr.
Außerdem des Innenrings - ich behaupte mal aus der hohlen Hand: U-Bahn
lohnt sich nur in Bereichen mit geschlossener Blockbebauung. Damit
fallen die U7 im Norden und die U5 im Südosten gleich mal
aus. Die U-Bahnen nach Weissensee und Ahrensfelde ersetzen nur
Straßenbahnen, mit den schon erwähnten Nachteilen.
Bei den S-Bahnen gilt das oben Gesagte. Eine Linie Karower Kreuz -
Wuhlheide - Grünauer Kreuz führt durch viel leeres Gebiet. Für wen soll
man da fahren? Stattdessen kommen die Leute aus Hohenschönhausen nicht
mehr umsteigefrei in die Stadt, eine schlechte Idee. Genauso sehe ich
weder bei Schleife über Hakenfelde noch auf der Mittenwalder Kleinbahn,
wo entlang der Strecke so viele Leute herkommen sollen. Auch ist eine
dritte S-Bahn zum Flughafen eher zuviel des Guten.
Und außerhalb der Stadt: Richtung Finkenkrug und Wustermark werden die
Stationsabstände schon deutlich größer. Und wer von dort wirklich bis
ins Berliner Zentrum will, dem ist meistens mit einer Regionalbahn
besser gedient, die von Spandau stadteinwärts nur noch an größeren
Stationen hält.
Um mal nicht alles schlecht zu machen: Bei einigen Dingen kann ich
ich Sinn sehen: Wo Lücken geschlossen werden, und wo bislang keine gute
Anbindung vorhanden ist, oder nur Busse in großer Dichte fahren.
Da wären insbesondere, ohne besondere Reihenfolge
* U9 nach Lankwitz
* U1 zum Frankfurter Tor
* U9 zur S1 in Schönholz oder Wollankstraße - ich sage diesem Gebiet ja
einen deutlichen Wandel voraus, wenn es nicht mehr in der
Einflugschneise liegt.
* Krumme Lanke - Mexikoplatz
Aber ich traue den Planungsabteilungen zu, daß sie Verkehrsaufkommen
recht gut abzuschätzen können. Wenn die verschiedenen Projekte nicht
angegangen werden, wohl nicht einmal in ernsthafter Planung vorliegen,
kann das eigentlich nur eines heißen: Es rechnet sich nicht. Auch wenn
es natürlich immer Leute gibt, die profitieren würden.
Um mal noch einige Details zu würdigen:
* S-Bahn *und* Regionalbahn zwischen Zehlendorf, Düppel und Griebnitzsee?
Wie oft soll denn da etwas fahren?
* Warum die U-Bahn im Märkischen Viertel nicht zur S15 durchbinden?
(Antwort: Im 200km-Plan wollte man am Schluß noch einmal nach Norden
abknicken.)
* Linientausch in Jungfernheide heißt entweder niveaugleiche Kreuzung,
oder viel Geld für den Umbau.
* Eine Verknüpfung in Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik wird aufwendig.
* Wann wurde die Kniprodestraße umbenannt?
* Für den Bahnhof Steinstücken, der Name paßt nicht wirklich, hätte ich
gerne eine Detailplanung.
* Potsdam-Stern dürfte weiterhin nach Potsdam ausgerichtet bleiben.
Insgesamt aber ist das alles Spielerei. Wenn die Stadt mal bis an den
Außenring gewachsen, die Siedlungsgebiete innerhalb nachverdichtet
wurden, kann man sich das noch einmal anschauen. Bis dahin mag man gerne
von einem S-Bahnhof Johannesstift träumen oder von diversen Kleingärten
mit U-Bahn-Anschluß - sollte aber nicht vergessen, daß es nur ein Traum ist.
Christoph